Geburtsverletzungen: Schürfungen, Risse und Schnitte

Welche Art von Geburtsverletzungen gibt es und wie gut kennst du deinen Intimbereich eigentlich?

In der Vorbereitung auf die Geburt hast du bestimmt auch schon einen Gedanken an das Thema Geburtsverletzungen verloren? Wird irgendwann wieder alles so aussehen wie vorher, wenn das Baby mal da ist? Wird sich mein Intimbereich verändern? Werde ich im Alltag beeinträchtigt sein und gefalle ich meinem Partner noch, wenn ich da ein Baby durchgepresst habe? 

Jede Frau wünscht sich eine möglichst komplikationsfreie Geburt  und Geburtsverletzungen sind in der Vorbereitung auf die Geburt oft weniger ein Thema, denn es ist mit großen Unsicherheiten und Ängsten verbunden. Doch dabei sind Geburtsverletzungen gar nicht so ungewöhnlich. Rund 8 von 10 Frauen tragen eine Geburtsverletzung davon, die allermeisten sind aber schnell wieder verheilt. Wir klären dich auf! Erzählen dir heute, welche Art von Geburtsverletzungen es gibt. In Teil II der Serie Geburtsverletzungen zeigen wir dir, wie du Verletzungen am besten vorbeugen und den Heilungsverlauf fördern kannst. Hab keine Angst, es gibt einiges was du tun kannst um Verletzungen vorzubeuegen und auch deine Hebamme wird darauf achten, dass du möglichst unbeschadet dein Baby auf die Welt bringst.

Welche Art von Verletzungen gibt es?

Dein Becken sowie der ganze äußere und innere Intimbereich sind bei der Geburt großem Druck, sowie Reibung ausgesetzt. Verletzungen können im gesamten Geburtsbereich, also an Damm, Vagina, Vulvalippen, Klitoris, der inneren Beckenmuskulatur, Schließmuskel und Muttermund auftreten. Die Stelle, die aber am meisten  von Verletzungen betroffen ist, ist der Damm.

Dammschürfung / Dammriss

Dein Damm ist die Verbindung zwischen Vulva und After, bestehend aus Haut, Muskeln und Bindegewebe. Diese Stelle ist während der Geburt einem hohem Druck ausgesetzt und wird besonders stark gedehnt, wenn der Kopf und die Schultern deines Babys geboren werden. Dabei kann es zu Schürfungen oder Rissen kommen. Diese werden je nach Stärke der Verletzung in 4 Schweregrade eingeteilt, wobei Grad 1 & 2 häufiger vorkommt, diese leichten Verletzungen heilen in der Regel in ein paar Tagen ab. Grad 3 & 4 kommen nur sehr sehr selten vor (unter die 1.5% aller Geburten). Eine Behandlung von Schürfungen oder leichten Rissen hat meistens eher kosmetische und weniger medizinische Gründe.

I GRAD

Ein oberflächlicher Hautriss der Vaginal/Dammhaut, werden entweder unter lokaler Betäubung genäht oder heilen von alleine, Wundheilung meist komplikationsfrei

II GRAD

Betrifft zusätzlich zur Haut auch die Muskulatur im Dammbereich. Der Schließmuskel ist noch intakt. Werden unter lokaler Betäubung genäht, Wundheilung meist komplikationsfrei

III GRAD

Der Schließmuskel ist angerissen, werden unter lokaler Betäubung genäht, seltenst unter Vollnarkose

IV GRAD

Der Schließmuskel ist durchtrennt und Teil der Darmschleimhaut ist gerissen, Verletzungen werden mit operativem Eingriff unter Vollnarkose genäht.

Dammschnitt (Episiotomie)

Ein Dammschnitt wird aktiv von der Hebamme oder Arzt:in durchgeführt. Er erweitert den Geburtskanal, schafft so mehr Platz für das Baby und kann den Geburtsvorgang beschleunigen. Meistens wird ein Dammschnitt gesetzt, um ein unkontrolliertes Einreißen des Dammes/der Darmschleimhaut zu verhindern. Früher wurde ein Dammschnitt viel häufiger auch bei unkomplizierten vaginalen Geburten gemacht, aber die neue S3 Leitlinie empfiehlt ausdrücklich, keinen routinemäßigen Dammschnitt durchzuführen. Man hat herausgefunden, dass sich das Gewebe von einem “natürlichen” Riss viel besser erholt als von einem Schnitt. Dennoch gibt es Situationen, in denen ein Dammschnitt sinnvoll ist, z.B wenn es schnell gehen muss, weil die Versorgung des Kindes nicht mehr gewährleistet ist. Der Schnitt unter der Geburt wird nicht von allen Frauen als schmerzhaft empfohlen. Du kannst in deiner Geburtswunschliste ausdrücklich festhalten, einen Dammschnitt nur in äußersten Notfällen zu machen. 

Scheidenriss, Labienriss und Klitorisriss

Ein Scheidenriss ist eine Verletzung der Vaginalschleimhaut. Beim Labienriss sind die Vulvalippen (Schamlippen) betroffen, bei beim Klitorisriss wie der Name schon sagt die Klitoris. Diese Risse entstehen auch durch Druck, durch den Kopf oder den Steiß des Babys. Alle drei sind aber sehr selten und meistens die Folge einer komplizierten Geburt (zB. mit Zange oder Saugglocke), einem großen Baby, einer ungünstigen Kopf oder Steißlage, zu starkem Pressen oder einem tiefen Dammriss/Schnitt. Diese Risse werden oft direkt nach der Geburt mit einer Naht verschlossen und sind meist sehr schmerzhaft.

Kaiserschnittnarbe

Auch eine Kaiserschnittnarbe zählt als Geburtsverletzung. Dabei hast du eine von außen sichtbare Narbe, aber auch der Schnitt auf deiner Gebärmutterwand wurde vernäht und muss erstmal abheilen. Die Tage nach der Geburt wird die Narbe sehr schmerzhaft und empfindlich sein, es wurde schließlich ein großer Bauchschnitt gemacht. Der Schnitt auf der Gebärmutter wird genäht, der Hautschnitt genäht oder geklammert. Die äußere Wunde wird von deiner Hebamme im Wochenbett kontrolliert und die Fäden je nach Heilungsverlauf nach 7-10 Tagen gezogen oder lösen sich von alleine auf. Die Narbe kann erstmal ziemlich hart und wulstig sein. Es ist normal, dass sich kleine Ödeme oder Lymphflüssigkeit um die Narbe sammeln. Die Nerven rund um den Schnitt wurden sehr in Mitleidenschaft gezogen und es ist völlig normal, dass der Bereich um die Narbe lange taub bleibt. Narbenmassage und eine gezielte Narbenbehandlung bei der Ostheopathin können die Narbe wieder elastisch und geschmeidig machen. 

Wir finden das Thema total spannend und sind sind so fasziniert davon, was der weibliche Körper unter der Geburt leistet, aber auch welche Selbstheilungskräfte dein Körper hat. Im nächsten Teil erklärt dir unsere Hebamme Julia, wie du Verletzungen vorbeugen und die Wundheilung unterstützen kannst. Es gibt nämlich tatsächlich einiges, was du tun kannst.

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QUELLEN:

https://viamedici.thieme.de/lernmodul/8653874/subject/gynäkologie+und+geburtshilfe/schwangerschaft+geburt+und+wochenbett/geburt/pathologische+geburt/geburtsverletzungen 

https://www.netdoktor.de/krankheiten/dammriss/ 

https://www.hallo-eltern.de/schwangerschaft/dammriss/ 

https://www.lillydoo.com/de/magazin/dammriss-und-andere-geburtsverletzungen

https://hallohebamme.de/geburtsverletzungen/ 

https://www.aerzteblatt.de/archiv/219818/Saugglockengeburt-Dammschnitt-gegen-anale-Risse 

https://www.dhz-online.de/no_cache/archiv/archiv-inhalt-heft/archiv-detail-abo/artikel/evidenzbasiert-doch-wenig-angewendet/  

https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/kataloge-datenbanken/medienmitteilungen.assetdetail.8288947.html 

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