GEBURTSBERICHT | CAROLINE

UNSERE GEBURTSREISE - EINE NATÜRLICHE GEBURT IM GEBURTSHAUS

Ich hatte eine recht unkomplizierte Schwangerschaft, wenn man mal davon absieht, dass der Bauch erst sehr spät gewachsen ist und bis zum Schluss eher „klein“ war. Da auch mein Baby im Ultraschall immer eher klein und leicht geschätzt wurde, ging ich davon aus, dass ich auf jeden Fall über Termin gehen würde. Auch mein „Bauchgefühl“ sagte mir das. Und so war ich an diesem Tag, vier Tage vor ET so gar nicht auf Geburt eingestellt. 

Wir waren Vormittags noch auf einem Geburtstagsbrunch eingeladen und fuhren am frühen Nachmittag mit der S-Bahn nach Hause. Das war das erste Mal, dass etwas anders war. Ich merkte, wie ich einfach nur so schnell wie möglich nach Hause wollte und mich sichtlich unwohl in der Bahn fühlte – im Nachhinein sehr nachvollziehbar, ist ein öffentliches Verkehrsmittel ja nicht gerade DER Ort um sich sicher und geborgen zu fühlen, wenn der Körper sich auf Geburt eingestellt. 

Zu Hause angekommen hatte ich ein immer stärkeres Ziehen im Bauch, aber noch super zum aushalten. „Das sollen Wehen sein?“, dachte ich, „niemals“. Irgendwann aber doch leicht verunsichert, rief ich meine Hebamme gegen 16:00 Uhr das erste Mal an und berichtete. Ihre Worte waren zum Schluss: „Ich denke wir sehen uns heute Abend noch im Geburtshaus.“ Ich konnte es selbst dann immer noch nicht glauben und war mir sicher, dass ich heute Abend schlafen gehen und es morgen früh wieder vorbei wäre. Zwar wurden die Wehen stärker und kamen auch in kürzeren Abständen, aber mein Kopf war immer noch nicht soweit. Erst, als ich dann doch mal die Wehen-App mitlaufen lies und die Abstände dann schwarz auf weiß sah, dämmerte es mir. Wehen im Abstand von 3 Minuten? Da sollte man womöglich dann doch mal los fahren. Also nochmal die Hebamme angerufen um ohne zögern zu hören: „Wir treffen uns in einer Stunde im Geburtshaus – ich muss noch duschen!“ 

Um 21:15 Uhr kamen wir im Geburtshaus an, erst jetzt realisierte ich so richtig, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird bis ich mein Kind gebäre. Stolz wollte ich meiner Hebamme meine dokumentierten Wehen-Abstände der letzten zwei Stunden im Handy zeigen, aber sie schaute das gar nicht an und sagte bloß, sie höre mir nur zu, das genüge ihr um genug über meine Wehen und den Stand der Geburt zu erfahren. Und das stimmte wohl, konnte ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr wirklich leise atmen. Im Gegenteil, ich tönte schon sehr kraftvoll mit jeder Wehe mit, fand den Schmerz aber immer noch sehr erträglich. 

Einmal wurde ich von ihr vaginal untersucht, der Muttermund war schon bei 8cm. Alles deutete auf eine schnelle Geburt hin, also beeilten wir uns das Wasser in die Wanne zu lassen, da ich mir eine Wassergeburt gewünscht hatte. Endlich im Wasser, tat die Wärme wirklich sehr gut... Zu gut, denn die Wehen ließen fast ganz nach, ich war zu entspannt. Also wieder raus aus dem Wasser und an Land und dann wurde geturnt, denn das Kind schien noch nicht richtig im Becken eingestellt zu sein. Es folgten bestimmt zwei Stunden mit etlichen Positionswechseln und ich versuchte jede Wehe mit viel Kraft und Lautstärke nach unten zu arbeiten. Bis mir meine Hebamme sagte, ich solle mal versuchen etwas die Kraft und den Druck zurück zu nehmen, das Kindchen brauche ein bisschen Zeit und Ruhe um vielleicht doch noch selbst die richtige Lage zu finden, und auch ich könnte so die Energie noch etwas aufsparen, statt sie hinaus zu stöhnen. 

Also ich aufs Bett in Seitenlage, mein Mann hinter mir und zusammen und summten und atmeten wir uns so ruhig es geht durch ein ganzes Mogli-Album. Dabei ließ uns die Hebamme ganz in Ruhe, verließ den Raum und machte nebenher ihre so wichtige Dokumentationen im Geburtsbericht, die Tür stand aber immer offen und ich bin mir sicher, sie bekam alles mit bei uns. So kam sie dann auch zurück und sagte mir, dass es bald Zeit sein wird mitzuschieben. Ich versuchte es erst im Vierfüßlerstand, dann in der tiefen Hocke. Ich hing zwischen und auf den Oberschenkeln meines Mannes, bekam kaum noch etwas mit und versuchte einfach nur mit jeder Wehe irgendwohin, das sich nach unten anfühlte, zu drücken und zu schieben. 

An Pausen kann ich mich nicht mehr erinnern. Und dann war es soweit, der Kopf ist da, sagte die Hebamme, und schon dachte ich „ich habs geschafft“. Der Körper folgte mit der nächsten Wehe und damit auch für uns die Überraschung des Geschlechts, da wir es in der Schwangerschaft nicht wissen wollten. Um 01:45 Uhr, viereinhalb Stunden nach unserer Ankunft im Geburtshaus, war unser Sohn geboren! 

Und nun war auch klar, warum er sich die Zeit genommen hat, die er brauchte: Er kam als Sternengucker (hintere Hinterhauptslage) zur Welt, genau wie seine Mama auch. Ich fiel einfach nur erschöpft nach hinten aufs Bett um, mein Baby auf meinem Bauch. Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, dann wurde die Plazenta geboren. Dass es dabei einen Lauten „Platsch“ auf den Boden machte, kümmerte mich gar nicht. Mein Sohn durfte mit mir kuscheln und das erste Mal an der Brust trinken, während meine Hebamme meine Geburtsverletzungen mit drei kleinen Nähten versorgte. Leider war das „Platsch“ mit der Plazenta dann doch zu viel Blut in der Nachgeburtsphase und mein Kreislauf verkraftete das gar nicht gut. So konnte uns die Hebamme nicht wie sonst üblich nach etwa vier Stunden nach der Geburt nach Hause entlassen, sondern ich musste noch für eine Nacht zur Beobachtung in die Klinik verlegt werden. Für mich in meinem Endorphinrausch war das in diesem Moment überhaupt nicht tragisch, selbst als klar war, dass nur ich im Krankenwagen (da ich nicht aufstehen konnte) transportiert werden durfte, und mein Mann mit Kind extra hinterher fahren musste. Für ihn war der Schock in dem Moment deutlich größer. Ich hielt sogar lockeren Smalltalk mit den Sanitätern. Zum Glück wurden wir freundlich empfangen, Baby und ich durften ganz normal auf die Wöchnerinnen-Station und blieben noch einen Tag und eine Nacht dort, bis ich wieder bei Kräften war und nach Hause durfte.

Wir hatten uns schon sehr früh und sehr bewusst für eine Geburt im Geburtshaus entschieden. Ich hatte mich sogar schon vor der Schwangerschaft immer wieder mit dem Thema Geburt, vor allem außerklinisch, beschäftigt, weil es mich faszinierte wie Frauen überall auf der Welt ihre Kinder bekommen. Ich schaute Geburtsdokus, -berichte, -videos und las Blogartikel. Zum Glück wohnten wir in einer Gegend mit gutem Zugang zu außerklinischen Geburtsmöglichkeiten und bekamen auch einen Platz im Geburtshaus. Mit das wertvollste an der Erfahrung und Betreuung im Geburtshaus war für mich auch das Nachgespräch ca. 3 Wochen nach der Geburt. Mit der Hebamme nochmal den Geburtsbericht durchzugehen und über die Vorgänge zu sprechen war so heilsam und besonders für mich; ich finde immer noch, so etwas sollte jeder Gebärenden möglich gemacht werden. Auch erst im Nachhinein habe ich dann von der Hebamme erfahren, dass meine Geburt nicht einfach war, sie verglich es von der Anstrengung her mit einer Zwillingsgeburt und meinte, es wäre im Klinikalltag höchstwahrscheinlich zu einem Kaiserschnitt gekommen auf Grund der Kindslage und den damit verbundenen Verzögerungen im Geburtsablauf. Da wusste ich mein Glück um eine friedliche, spontane und interventionsarme Geburt im Geburtshaus noch mehr zu schätzen.

Liebe Caroline, herzlichen Dank, dass wir deine inspirierende und ermutigende Geschichte von eurer friedlichen Spontangeburt im Geburtshaus teilen dürfen.

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