Die neue Familie! Partnerschaft, Organisation und die ewigen Konflikte
Mit der Geburt eines Babys wird sich die Beziehung zwischen dir und deinem:r Partner:in zweifelsohne verändern und hart auf die Probe stellen!
Manche Paare schweben auf Wolke 7 und sind hingerissen von dem Wunder, das sie da geschaffen haben. Andere bekommen sich vor Wut und Bitterkeit kaum in den Griff, weil ihr eigenes Leben komplett Kopf steht, während im Leben ihres Partners oder ihrer Partnerin alles gleich geblieben zu sein scheint. So gut wie jedes Paar, das wir kennen, war schon an beiden Enden dieses Spektrums. Von überschwänglicher, neu entfachter Liebe für den Partner über Fluchtfantasien, in denen du ihn oder sie verlässt, ist erstmal alles völlig normal und kann in ihrer Ambivalenz sich sogar mehrfach täglich überschlagen. Letzteres ist meist eine Reaktion auf extremen Stress und Schlafentzug sowie auf das Fehlen von Bestätigung und Unterstützung. Stress und Erschöpfung können selbst der stärksten Beziehung Risse zufügen und gerade in diesen frühen, schlaflosen Tagen und Nächten des Elterndaseins erkennen oft auch perfekt zueinander passende Paare, dass ihre Stressreaktionen überhaupt nicht zueinander passen.
Es ist wunderschön, Kinder zu haben, aber für eine Beziehung gibt es auch kaum eine größere Belastung.
Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass man kaum schläft, das hormonelle Gleichgewicht sich verändert und man ununterbrochen von einem winzigen Menschlein zum Überleben gebraucht wird. Bis jetzt wart ihr nur zu zweit. Durch den neuen Mensch in eurer Familie wird sich eure Beziehung grundlegend verändern. Damit sie stark bleibt, müsst ihr vorab darüber reden, was ihr euch von eurem Elterndasein und voneinander erwartet. Wie werdet ihr euch um euer eigenes geistiges und körperliches Wohlbefinden kümmern? Und wann könnt ihr Zeit miteinander verbringen?
Auch die stärkste Partnerschaft muss gepflegt werden. Es ist wichtig für euch beide, dass ihr euch täglich beachtet und unterstützt fühlt. Wenn ihr nicht offen miteinander redet, werden eure Emotionen schnell überkochen und durch die Erschöpfung urteilt man oft noch härter. Wir wissen es ist hart, aber versucht, verständnisvoll zu sein. Ihr macht gerade eine enorme Wandlung durch, viele Liebespartnerinnen fühlen sich in dieser Zeit einsam und überfordert.
Indem ihr vorausplant, wie ihr mit euren Bedürfnissen umgehen werdet und indem ihr ehrlich miteinander redet, könnt ihr viele unnötige Konflikte vermeiden. Ihr solltet nicht nur emotionale, sondern auch praktische Veränderungen besprechen.
Wie werdet ihr das Finanzielle regeln? Wer wird staubsaugen und den Geschirrspüler ausräumen? Wer übernimmt das Kochen? Es ist ratsam, Aufgaben zu delegieren. Mütter müssen sich im frühen Wochenbett vor allem AUSRUHEN. Manchmal muss man die eigenen Erwartungen herunterschrauben, damit der Ton in der Beziehung ruhig und partnerschaftlich bleibt. Es muss nicht immer alles genau so gemacht werden, wie man es selbst machen würde.
Die gebärende Person ist in den ersten zwei Lebensiahren des Babys so auf dessen Überleben konzentriert, dass sie emotional und energiemäßig sehr häufig nicht auf die Bedürfnisse ihres Partners oder ihrer Partnerin eingehen kann, wie diese:r es bräuchte oder sich wünscht.
Wir haben hier einige bewährte Tipps gesammelt, wie ihr die physische und psychische Belastung in eurer Familie aufteilen könnt:
- Nutzt eure Stärken! Eine:r von euch ist vielleicht gut darin, die Rechnungen zu bezahlen, die Wäsche zu waschen und das Putzen zu übernehmen, während die andere Person gut kochen, Termine managen und aufräumen kann.
- Redet miteinander! Gesunde und glückliche Kinder großzuziehen ist ein Riesenaufwand, der zeitweise psychisch sehr belastend sein kann. Wenn du das Gefühl hast, dass du viel mehr auf dich nimmst als dein:e Partner:in, solltet ihr darüber reden, woran ihr im Laufe eines Tages alles denken müsst. Thema Mental Load, die unsichtbare Arbeit, die meist immer noch viel häufiger von uns Frauen übernommen wird.
- Sprecht von eurer »Aufgabe« und nicht von »du oder ich«. Man lässt sich so leicht von den eigenen Aufgaben überwältigen, dass man nicht mehr sieht, wie hart die andere Person arbeitet. Das macht euch nur nachtragend. Wenn ihr euch aber gemeinsam um »die Aufgabe« kümmert, ist es leichter, als Team zusammenzuarbeiten.
- Legt die Latte nicht ganz so hoch! Es wird nicht immer so sein, alles ist nur eine Phase und es wird wieder anders werden. Natürlich: Wenn ein ordentliches Zuhause wichtig für deine seelische Gesundheit ist, solltet ihr dem Aufräumen Priorität geben. Stellt fest, was euch am wichtigsten ist und was ihr ein bisschen vernachlässigen könnt.
- Die gute alte Liste! Macht Listen. Visualisiert Aufgaben. Wenn ihr beide den Überblick habt, was in einem Tag, einer Woche oder einem Monat erreicht werden muss, fällt es leichter, die Aufgaben aufzuteilen.
- Denkt daran: Mit einem Neugeborenen zu Hause zu sein, ist ein VOLLZEITJOB. Allein das Stillen oder Fläschchen geben nimmt mehr als 3o Stunden pro Woche in Anspruch. Nur weil du den ganzen Tag zu Hause bist, heißt das nicht, dass du als Einzige alle Hausarbeiten erledigen solltest. Der eine geht zur Arbeit, der andere bleibt mit dem Baby zu Hause. Alles andere, was im Haushalt getan werden muss, solltet ihr euch aufteilen.
Eine sehr nützliche Formulierung aus der Psychotherapie lautet: »In meinem Kopf klingt das so ...« Viele Konflikte beruhen auf Missverständnissen: Wir schreiben unseren Partnerinnen oft Absichten zu, die sie in Wirklichkeit nicht hatten. Wenn dein:e Partner:in etwas gesagt oder getan (oder nicht getan) hat, was dich traurig, wütend oder ungläubig macht, ebnet die Formulierung »In meinem Kopf klingt das so ...« den Weg für Gespräche und hilft deinem Gegenüber, die Dinge aus deiner Perspektive zu sehen, ohne sich dabei angegriffen zu fühlen.
Wir wissen, es ist so hart, gut durch diese ersten Monate zu kommen! Wir wünschen uns, dass mehr darüber gesprochen wird, wie anstrengend es ist, sich als Familie neu zu finden und wie sehr Partnerschaften durchgewirbelt werden, wenn erstmal ein Baby dazu kommt. Als ob das nicht eh schon krass wäre! Wir senden euch ganz viel Liebe und Bewunderung für das, was ihr da gerade rockt!
Inspiriert von dem Buch "Jetzt bist du Mama" (Gibts bei uns im Shop)