Stillprobleme - Von Milcheinschuss bis Milchstau

Stillen ist bei den meisten Frauen mit etlichen Hochs und Tiefs verbunden.

Du stellst dich vielleicht darauf ein, dass alles schon irgendwie wird und Stillen ja das intuitivste und natürlichste der Welt ist. Das ist es auch, wenn sich alles eingespielt hat. Und trotzdem kann es, gerade am Anfang (aber eben auch immer zwischendurch) zu Stillproblemen kommen. Diese können körperlich und mental extrem belastend sein. Viele Stillprobleme treten plötzlich auf, andere wiederum schleichen sich langsam ein. Wir haben die hier mal die häufigsten Stillprobleme aufgelistet. Kurz und knapp erklären wir dir, wie es dazu kommt und was dir helfen kann.

Bei Fragen, Unsicherheiten oder Stillproblemen 

Deine Hebamme (oder auch dein Arzt) sind deine erste Anlaufstelle für Fragen und Probleme rund ums Thema Stillen - es gibt keine falschen Fragen und die meisten Frauen brauchen Hilfe für den Stillstart. Warte nicht zu lange, um nach Unterstützung zu fragen. Auch Stillberater:innen oder Laktationsberaterinnen können eine gute Adresse sein (z.B. La Leiche Liga ). Eine ganz natürliche Frage, die sich den meisten Frauen stellt ist, ob ihr Baby genug Milch bekommt? Die Anwort ist oft sehr einfach: hat es täglich volle, nasse Windeln, wirkt es zufrieden und seine Haut ist schön rosig, nicht stumpf oder gelb... Dann bekommt dein Baby genug Nahrung und du machst alles richtig!

Hast du Fragen zum richtigen Anlegen oder suchst du Tipps für einen entspannten Stillstart? Findest du HIER.

Von Anfang an

Milcheinschuss

Zwischen zwei und fünf Tage nach der Geburt wird das Kolostrum von Muttermilch abgelöst, mit dem sogenannten Milcheinschuss. Der Milcheinschuss fühlt sich für viele Frauen sehr unangenehm an und es ist das, wovor die meisten Frauen vorher großen Respekt oder Angst haben. Die Brüste füllen sich gefühlt von der ein auf die andere Minute, sind prall und geschwollen. Du denkst wahrscheinlich; “Dolly Parton go home!” oder vielleicht auch, „meine Brüste platzen, wenn sie noch größer werden“. So ging es auf jedem Fall uns. Es liegt nahe zu denken, deine prallen Brüsten kommen vom Milcheinschuss. Tatsächlich aber kommt nur ca. ein Drittel der Volumenzunahme deiner Brüste tatsächlich auch von der Milch. Der Rest besteht aus extra Blut und insbesondere von Lymphstau im Drüsengewebe. In den Tagen, an denen deine Brüste sehr prall sind, ist es sehr wichtig, die Brüste richtig zu entleeren, sodass sich kein Milchstau bildet. Deswegen ist der beste Rat: viel Anlegen. Wenn die Brüste zu prall sind, kannst du vor dem Stillen ein bisschen Milch ausstreichen. Dann ist es für dein Baby einfacher, die Brustwarzen zu fassen und zu umschließen.

Außer viel Anlegen empfiehlt unsere Hebamme Julia, die Brust vor dem Stillen zu wärmen und nach dem Stillen zu kühlen. Wärmen kannst du am besten mit feuchten, warmen Umschlägen. Das kann einen Kirschkernkissen sein oder einfach eine Vorlage/Handtuch mit warmem Wasser (so warm, dass es noch angenehm ist). Kühlen kannst du mit Kühlpads oder noch bessere mit kalten Kohl- oder Quarkwickel. Weißkohl enthält viele Stoffe die entzündungshemmend sind und ist deswegen ein uralter Hebammentipp, der sich sehr bewährt hat. Ein Kohlblatt einfach aus dem Kühlschrank nehmen, mit einer Flasche weichrollen und in deinen Still-BH legen. Ein Wickel mit Quark ist auch eine beliebten Kühlmethode. Quark aus dem Kühlschrank nehmen und zwischen 2 Baumwolltüchern oder einer Kompresse streichen und um deine Brüste wickeln.

Wir schwören ja auf Stilleinlagen aus Wollen oder Wolle-/Seide. Sie sind angenehm zu tragen, regulieren wunderbar die Temperatur in deinen Brüsten und die Wärme reduziert das Risiko für einen Milchstau, außerdem wird extra Feuchtigkeit abtransportiert und deine Brustwarzen bleiben trocken. Bei uns im Shop bekommst du unsere Lieblings-Stilleinlagen, entzündungshemmend und unfassbar weich.

Die zwei häufigsten Probleme

Milchstau

Endlich läuft das Stillen super, du unternimmst vielleicht wieder mehr oder dein Baby schläft nachts länger. Das kann dazu führen, dass sich deine Brüste prall und warm anfühlen, druckempfindlich sind, du dich schlapp fühlst oder du hast sogar einen kleinen Knoten getastet. Das hört sich wie einen Milchstau an, der Vorgang zur Brustdrüsenentzündung (Mastitis). Damit ist nicht zu spaßen. Unbedingt mit deiner Hebamme oder deinem Arzt sprechen, denn einen Brustdrüsenentzündung kann sich sehr schnell entwickeln, kann mit grippeähnlichen Symptomen wie hohem Fieber daher kommen und trotzdem hast du ein Baby, das dich braucht. Einen Milchstau kann aber gut behandelt werden, vor er sich zu einer Entzündung entwickelt.

Julia empfiehlt im Prinzip das gleiche wie beim Milcheinschuss. Wärme vor dem Stillen, Kühlen nach dem Stillen. Ein Tipp von Julia ist, eine Leinsamen Tüte zu machen (2 EL geschrotete Leinsamen in einem Stofftuch, z.B. einen Waschlappen, in kochendes Wasser hängen, Wasser ausdrücken, das Tuch sollte aber noch schön warm sein) und damit leicht auf den Knoten zu pressen. Außerdem ist es wichtig, die Brust richtig zu entleeren und Stillpositionen wechseln. Kinn deines Babys zeigt in Richtung Knoten/harter Stelle in der Brust. So wird genau diese Stelle der Brust richtig entleert. Du solltest deinen Milchstau auf jeden Fall ernst nehmen und dich immer mit deiner Hebamme absprechen.

Rissige, gereizte oder entzündete Brustwarzen

Die Geburt ist geschafft und ihr seid jetzt vielleicht schon ein paar Tage Eltern. Wir hoffen, dein Milcheinschuss war nicht allzu heftig, vielleicht hat sich deine Milchmenge schon etwas angepasst. Wenn du richtig anlegst, tut stillen nicht weh. Mehr als eine leichte Empfindlichkeit in den ersten Tagen sollte ernst genommen werden, denn schmerzende Brustwarzen sollten zum Stillen nicht dazu gehören. Dies zu ignorieren führt schnell zu wunden Brustwarzen, das wiederum zu Stress, das wiederum hemmt die Milchproduktion und den Milchspendereflex. Deine Brüste sind dennoch ungewohnter und enormer Beanspruchung ausgesetzt. Wenn sie sich gerade nach langen Stillsessions gereizt anfühlen, hilft es viel frische Luft ran zu lassen. Ein paar Tropfen Muttermilch auf Brustwarze und Vorhof unterstützt die Wundheilung. Die Montgomery-Drüsen produzieren von Natur aus schon ein hautpflegendes, antientzündliches Öl. Deshalb ist bei leichten Reizungen weniger oft mehr (speziell bei sensiblen Hauttypen oder Neurodermitikerinen). Gehen deine Reizungen aber über das Normalmaß hinaus, kannst du deine Nippel mit einer dünnen Schicht Lanolincreme pflegen. Diese kannst du nach jeder Stillsitzung auf Brustwarzen und Warenvorhof auftragen. Sie hilft bei rissigen Brustwarzen und unterstützt die Wundheilung. Einen Lanolincreme sollte hypoallergen sein und muss deswegen vor der Stillen nicht abgewaschen werden. Wir lieben die Lanolincreme von LANACare - sie ist einfach super und kann auch für deine Lippen oder den Po deines Babys benutzt werden. Gibts HIER zu kaufen.

Bei rissigen Brustwarzen können auch ein paar Tropfen Muttermilch Wunder bewirken. Nach dem Stillen einfach Muttermilch auf die wunden Stellen reiben und trocknen lassen. Wenn nichts mehr hilft und euer Brustwarzen sehr schmerzhaft und rissig sind, dann sind die Kompressen von Multi-Mam ein Lifesaver! Diese lindern zwischen den Stillmahlzeiten die Schmerzen, das Gel kühlt und unterstützt die Wundheilung.

Stillende Mama, Baby

Anatomische Gegebenheiten, die Stillprobleme hervorrufen können

Zu kurzes Zungenbändchen beim Baby

Manchmal können Still- und Saugschwierigkeiten unter anderem an einem angeborenen verkürzten Zungenbändchen liegen, welches die Beweglichkeit der Zunge deines Babys einschränkt. Mit einem zu kurzen Zungenbändchen hat dein Baby Probleme, die Brust richtig zu fassen und effektiv zu trinken. Trinkschwierigkeiten treten dann meist unmittelbar nach der Geburt auf und können die Stillbeziehung zu einer großen Belastungsprobe machen.

Symptome die bei der Mama auftreten & auf ein zu kurzes Zungenbändchen hinweisen:

  • Rissige Brustwarzen
  • Lippenstiftformige Brustwarzen direkt nach dem Stillen
  • Milchstau
  • Oft ist das Stillen sehr schmerzhaft und bis zur Behandlung keine schöne Angelegenheit

Symptome die beim Baby auftreten & auf ein zu kurzes Zungenbändchen hinweisen:

  • Luft im Bauch
  • Bauchschmerzen, vielleicht Kolik
  • Schmerzen, die zu stundenlangem weinen und schlaflosen Nächten führt
  • Offener Mund beim schlafen
  • Löcher in den Backen, wenn es gestillt wird
  • es geht beim Stillen viel Milch daneben
  • Mit der Zeit kann einen zu kurzes Zungenbändchen zu Sprachproblemen führen

Wird dieses Problem zeitnah erkannt, kann das vordere Zungenbändchen noch in der Klinik vom Fachpersonal durchtrennt werden. Der Eingriff dauert nur wenige Sekunden und ist an sich für das Baby nicht schmerzhaft. Jedoch muss der Schnitt intensiv nachbehandelt werden, damit die Wundfläche nicht verklebt. Mehr Infos dazu gibt es bei der Meilenstein Akademie. Sie sind Experten auf dem Gebiet und teilen ihre Erfahrungen HIER sowie in diesem Interview. Ein ganz tolles Video zum Thema gibts außerdem HIER.

Raynaud-Syndrom

Ein Syndrom, welches durch Gefäßverengungen bei der Mutter auftreten kann und einen sehr starke Gefäßverengung oder einen Gefäßkrampf in der Brustwarze hervorruft. Die Milchfluss wird dadurch gehemmt und es kann zu Milchstaus kommen. Es lässt sich auch an anderen Extremitäten wie Fingern und Zehen beobachten. Die betroffenen Stellen verfärben sich weiß oder schimmern bläulich. Typisch für diese Phänomen sind sehr starke Schmerzen nach dem Stillen. Eine schnelle Behandlung ist deshalb wichtig. Bitte lass dich hierbei von Fachpersonal (Hebamme, Stillberaterin oder Arzt) beraten. Meistens bekommt ihr die Probleme durch kurzzeitige Einnahme von Schmerzmitteln, Magnesium und Calcium, viel Ruhe, Wärme und dem richtigen Anlegen in Griff. Mehr Infos findet ihr HIER.

Und zum Schluss

Eine tolle Lektüre zur Vorbereitung ist das Buch “Intuitives Stillen” von Regine Gresens. Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie steinig der Weg zu einer guten Stillbeziehung sein kann. Wir wollen dich ermutigen, dir Zeit zu geben und Geduld zu bewahren. Dass du das Gefühl hast, erstmal nur mit Stillen beschäftigt zu sein, ist ganz normal. Lass dich nicht stressen und vor allem nicht ermutigen. Du schaffst das, Mama. 

Textquellen: 

https://www.lalecheliga.de 

Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) https://www.afs-stillen.de/fuer-muetter/infos-rund-ums-stillen/stilltipps-fuer-den-stillstart/ 

Buch: Intuitives Stillen, Regine Gresens

Still Lexikon https://www.still-lexikon.de 

https://www.vonguteneltern.de/unterstuetzung-beim-stillen-von-grosser-bedeutung/ 

https://www.baby-und-familie.de/Stillen/Verkuerztes-Zungenbaendchen--wie-behandeln-332187.html

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